Crowdfunding mit Mitarbeitern

Vieles im Innovationsmanagement dreht sich um die Frage, wie sich möglichst schnell, qualitativ hochwertige Ideen in großer Menge generieren lassen. Dass Innovation mit Mitarbeitern dabei eine zentrale Rolle spielt, ist für die meisten Unternehmen mittlerweile selbstverständlich. Folgt man dem Innovation Benchmark der Unternehmensberatung PwC, dann haben 60% aller Befragten die eigenen Mitarbeiter bereits als wichtigsten Baustein ihrer Innovationsstrategie ausgemacht – noch vor Technologiepartnern und Kunden. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung wider, dass immer mehr Unternehmen mit breit angelegten Kampagnen versuchen, Anreize für ihre Mitarbeiter und Führungskräfte zu schaffen, sich mit eigenen Ideen einzubringen. Das Ziel: jeder Einzelne soll mehr Verantwortung für die Innovationsinitiativen des Unternehmens übernehmen. Damit dieses Umdenken jedoch nicht zu reinem Aktionismus verkommt, sondern auf lange Sicht erfolgsversprechende Innovationen generiert, gilt es, eine Reihe von Herausforderungen zu lösen.

 

Eines der dringendsten Probleme ist oft im Innovationsprozess selbst zu finden. Denn egal ob klassischer Workshop, moderner Open Innovation Ansatz oder ausgeklügeltes Incentive Programm, das Einreichen von Vorschlägen durch die Mitarbeiter ist stets nur der erste Schritt. Im Anschluss verpassen es die Unternehmen oft, den Ideen genügend Raum für Testphasen oder die konkrete Umsetzung bereitzustellen. Es fehlt einerseits an Ressourcen, andererseits aber auch an Gremien, die unbefangen und vorurteilsfrei entscheiden, welche Vorschläge nun tatsächlich realisiert werden sollen. So laufen viele gute Ideen Gefahr, wieder vergessen zu werden oder für immer in den Schubladen der Mitarbeiter zu verstauben. Denn die Motivation der Mitarbeiter mehr Eigeninitiative zu zeigen, wird rapide abnehmen, sobald sie merken, dass ihre Ideen perspektivisch keine Chance haben, jemals umgesetzt zu werden. Das Management ist also in der Pflicht, einen offenen und transparenten Prozess zu etablieren, der es allen Mitarbeitern ermöglicht, sich einzubringen, der ihren Ideen die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen kann und die Entscheidungsfindung über deren Umsetzung nachvollziehbar macht.

 

Die sich daran anschließende, zweite große Herausforderung liegt nun darin, diese von den Mitarbeitern getriebenen Innovationsinitiativen mit der Gesamtstrategie des Unternehmens in Einklang zu bringen. Laut dem Innovation Benchmark von PwC, haben jedoch 54% der an der Studie teilnehmenden Unternehmen genau damit große Probleme. Noch drastischer wird diese Erkenntnis, wenn man sich vor Augen führt, dass fast zwei Drittel von ihnen 15% ihres Umsatzes direkt wieder in Innovationsprojekte investieren. Das heißt, riesige Summen werden zum Teil ohne konkrete Zielsetzung nach dem Gießkannenprinzip auf diverse Forschungs- und Innovationsprojekte verteilt. Das ist logischerweise wenig effizient, denn nur ein Bruchteil der Ideen hat tatsächlich das Potenzial dieses Investment mit Umsatzsteigerungen oder Einsparungen zurückzuzahlen. Es ist daher besonders wichtig, die erfolgsversprechenden Projekte frühzeitig zu identifizieren und von den potenziellen Fails zu trennen. Nur so ist es letztendlich möglich, Innovationsvorhaben priorisiert anzugehen, Ressourcen effizient zu bündeln und Ideen schnell zur Umsetzung zu treiben.

 

Für die Unternehmen entsteht ein komplexes Dilemma, das sich jedoch einfach lösen lässt. Auf der einen Seite soll eine große Anzahl an Mitarbeitern motiviert werden, sich mit ihren Ideen einbringen. Auf der anderen Seite müssen aus dieser Fülle an Ideen, diejenigen herausgefiltert werden, die es Wert sind, weiter gefördert zu werden. Die Lösung: Innovation Funding. Wir erklären, was sich genau dahinter verbirgt, wie es funktioniert und welche Vorteile es bringt.

 

Crowdfunding

Die methodischen Wurzeln von Innovation Funding liegen im Crowdfunding. Dessen Grundprinzipien werden übernommen, erweitert und für den Einsatz im Innovationsmanagement anwendbar gemacht. Der Begriff Crowdfunding stammt ursprünglich aus dem englischen Sprachraum und verrät in seiner Zusammensetzung bereits einiges über das Konzept dahinter – nämlich die Finanzierung durch eine Personengruppe. Es handelt sich dabei also um eine Möglichkeit für Individuen, Unternehmen oder Organisationen, an Kapital für Projekte bzw. Geschäftsideen zu kommen, für deren Verwirklichung ihnen selbst die Mittel fehlen. Die Organisation der Projekte findet dabei meist über das Internet statt. In Deutschland gehören Startnext und Kickstarter zu den bekanntesten und auch erfolgreichsten Crowdfunding Plattformen. Dort haben Ideengeber die Möglichkeit, ihre Projekte zu präsentieren und zu bewerben. Parallel dazu entscheidet die Crowd mit ihren Investments über Erfolg und Umsetzung der Projekte. Dabei gibt es eine im Vorfeld definierte Mindestsumme, die in einem festlegten Zeitraum erreicht werden muss, andernfalls erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück.

 

Es wird zwischen vier Crowdfunding-Modellen unterschieden:

 

reward-based Crowdfunding
Die Unterstützer erhalten eine nicht-finanzielle Gegenleistung – z.B. eine Ausfertigung des Projektergebnisses. Da es sich um eine Art Vorverkauf handelt, ist diese Form besonders gut als Test für das Marktpotenzial einer Idee geeignet.

equity-based Crowdfunding
Die Crowd wird finanziell am Projekterfolg beteiligt. Die Mikroinvestitionen haben eigenkapitalähnlichen Charakter und helfen besonders Startups sowie kleinen Unternehmen, die notwendige Finanzierung aufzubringen.

donation-based Crowdfunding
Die Spender erhalten eine ideelle Gegenleistung – z.B. eine öffentliche Danksagung oder Auszeichnung. Diese Form wird gerne für soziale und gemeinnützige Projekte genutzt, um ein anlassbezogenes Spendenziel zu erreichen.

lending-based Crowdfunding
Die Crowd vergibt über eine feste Laufzeit einen Kredit zu einem vereinbarten Zins. Es handelt sich dabei um Fremdkapital und dient Privatpersonen wie Unternehmen als Alternative zum klassischen Bankkredit.

 

Ein prominentes Beispiel für ein erfolgreiches Crowdfunding Projekt ist Virtual Reality. Nach den ersten, eher enttäuschenden Versuchen in den 1990er Jahren wurde die Technologie von traditionellen Geldgebern weitgehend ignoriert. Knapp zwei Jahrzehnte später, im Jahr 2012, startete dann Palmer Luckey – ein aktives Mitglied der Virtual Reality Community – auf Kickstarter ein Projekt, um die nötigen Mittel für ein neues Virtual Reality Headset zu bekommen. Dank der tatkräftigen Unterstützung durch die Community bei der Vorbereitung des Projekts, wurde die Kampagne ein riesiger Erfolg. Plötzlich war Virtual Reality kein vergessener Trend mehr, sondern hatte mit Oculus Rift sogar einen technischen Vorreiter. Oculus VR wurde kurz danach für über 2 Mrd. Dollar von Facebook gekauft und der gesamte Virtual Reality Markt erlebte ein explosionsartiges Wachstum. All das wäre ohne Crowdfunding nicht möglich gewesen.

 

Crowdfunding ist jedoch mehr als nur eine alternative Möglichkeit, sich zu günstigen Konditionen finanzielle Mittel zu beschaffen oder Marktforschung zu betreiben. Der einzigartige Wert von Crowdfunding ist vor allem in der emotionalen Bindung der Geldgeber an das Projekt zu finden. Die Motivation der Crowd ein Projekt zu unterstützen, kann viele Gründe haben – in den meisten Fällen bringt Crowdfunding aber die Innovatoren mit denjenigen zusammen, die Innovation benötigen. Anstatt sich mit den Interessen von Banken oder Risikokapitalgebern auseinandersetzen zu müssen, hat der Ideengeber so die Chance, zusammen mit der Community das Projekt unmittelbar voranzutreiben und zu verfeinern. Die Crowd fühlt sich durch den direkten Kontakt mit dem Ideengeber in gewisser Weise ebenfalls verantwortlich für das Projekt. Viele Geldgeber wollen sich mit ihrem Wissen oder ihren Fertigkeiten einbringen oder versuchen über andere Wege – wie beispielsweise Werbeunterstützung – einen positiven Beitrag zu leisten. Diese Dynamik zwischen Projektgestaltern und Geldgebern führt zum Aufbau langlebiger und aktiver Communities, die gemeinsam das gleiche Ziel verfolgen – nämlich das Projekt schnellstmöglich erfolgreich umzusetzen. Durch die Verflechtung mit der Community entsteht eine Art Verpflichtung für beide Seiten, die Misserfolge bei Crowdfunding Projekten auf ein bemerkenswert niedriges Niveau senkt.

 

Innovation Funding

Crowdfunding zeigt exemplarisch, welches Potenzial in Plattformen steckt, als dauerhafter Ausgangspunkt für Innovationen und Geschäftsideen zu fungieren. Anstelle von Privatpersonen sind es jedoch die Mitarbeiter, die beim Innovation Funding die Finanzierung übernehmen. Dadurch ändert sich natürlich einiges für den dahinterstehenden Prozess. Typischerweise geben die Unternehmen zu Beginn den ersten Impuls, indem sie auf ihrer Plattform ein Thema vorstellen, zu dem die Mitarbeiter Ideen einreichen können. Die erste Phase im Prozess beschränkt sich also darauf, einen groben Rahmen abzustecken und ergebnisoffen Ideen zu sammeln. Ähnlich wie beim Crowdfunding wird dabei darauf geachtet, dass die Ideen detailliert ausformuliert werden und eine konkrete Zielsetzung beinhalten – das kann die Ausarbeitung eines tragfähigen Konzepts sein oder auch der Bau eines ersten Prototyps. Dadurch bewegen sich die Ideen auf einem qualitativ sehr hohen Level und enthalten bereits frühzeitig wichtige Information hinsichtlich der für die Umsetzung benötigten Zeit, Ressourcen und finanziellen Mittel.

 

Nun haben alle Mitarbeiter die Möglichkeit sich die Vorschläge anzusehen. Sie können ihre Favoriten liken und kommentieren, ihre Hilfe und Expertise anbieten, Lösungsvorschläge einbringen oder auf verwandte Projekte verweisen. Durch diese direkte Kollaboration zwischen den Mitarbeitern, gewinnen die Ideen weiter an Kontur. Wie es dann weitergeht, können die Unternehmen noch vor dem Start der Kampagne selbst entscheiden, indem sie über die Plattform verschieden Phasen und Gates definieren. Das gibt den Mitarbeitern Anleitung, an welchen Punkten sie sich einbringen können und macht den Weg einer Idee bis zur Umsetzung gleichzeitig transparent. Denkbar sind verschiedene Optionen – im Zentrum steht jedoch immer das Funding durch die Mitarbeiter. Meistens wird die Auswahl für das Funding durch eine Voting-Phase auf eine überschaubare Menge an Ideen reduziert oder ein Expertengremium des Unternehmens wird dazwischengeschaltet, um nach vordefinierten Kriterien zu selektieren. Danach beginnt das Innovation Funding. Die Mitarbeiter tun das natürlich nicht mit ihrem persönlichen Geld, sondern anhand eines vom Unternehmen für die jeweilige Innovationskampagne zugewiesenen Budgets.

 

Alle Vorschläge, die ihr Funding Ziel erreichen, erhalten die entsprechenden Ressourcen und werden direkt vom Ideengeber umgesetzt. Diese sind nicht allein, sondern reichen die Idee entweder von Anfang an zusammen mit einem Team ein oder das Team formiert sich durch den kollaborativen Ansatz von ganz allein. Innovation wird so zur Aufgabe aller Mitarbeiter: von der Ideengenerierung, über die Verteilung von Budgets bis hin zur tatsächlichen Realisierung. Die Methode ist vor allem dann besonders erfolgreich, wenn die Projekte samt den Teams nach der Finanzierung in Accelerator oder Incubator Programme überführt werden. Das motiviert die Mitarbeiter mehr Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens zu übernehmen und stärkt den Entrepreneurship Spirit. Der offene Prozess verhilft den Projekten auch insgesamt zu mehr Sichtbarkeit und Reichweite im Unternehmen. Über die Plattform wird so ein riesiger Pool an Personen und Wissen aktiviert, der in die Wertschöpfung eingebunden werden kann. Das Thema Kulturwandel ist damit kein Fremdkörper mehr, sondern wird tagtäglich in diversen Situationen verwirklicht.

 

 

Vorteile der innosabi Technologie

Der große Vorteil von Innovation Funding für Unternehmen, ist die enorme Beschleunigung des Innovationsprozesses. Ein nahtloser Übergang – von Ideation bis zur tatsächlichen Umsetzung – macht die Realisierung von Innovationsprojekten in nur wenigen Wochen möglich. Beginnend mit dem Sammeln und Ausarbeiten von Ideen, über Abstimmungsphasen, bis hin zum Funding und den Bau erster Prototypen, können alle Aktivitäten über eine zentrale innosabi Plattform abgewickelt. Dadurch wird Innovation mit Mitarbeitern schnell und agil. Denn gerade in Zeiten von Disruption und digitaler Transformation gilt: Eine Idee allein macht noch keine Innovation, auf die Umsetzung kommt es an!