Innovationskonzepte und Perspektiven – ein Interview mit Dr. Bettina von Stamm

Dr. Bettina von Stamm ist eine renommierte Expertin für Innovation, Produktentwicklung und Design. Sie forscht und arbeitet seit über 25 Jahren im Bereich Innovation und bezeichnet sich selbst als Innovation Philosopher, Storyteller oder Catalyst. 2004 gründete sie das Innovation Leadership Forum: einen Think & Do Tank, der Organisationen hilft ihre Innovationspotenziale zu verstehen, freizusetzen und die Performance zu verbessern. Im Gespräch mit Julia Schmidt, gibt sie uns einen spannenden Überblick, wie sich Innovationskonzepte und unsere Perspektiven auf das Feld der Innovation in den letzten Jahrzehnten gewandelt haben:

„Innovation gab es schon immer. Was sich jedoch verändert hat, ist das Ausmaß, in dem wir Innovationen bewusst und proaktiv versuchen hervorzubringen.“

Als wichtigsten Ratschlag erteilt die Innovationsexpertin jeder Organisation die folgende Aufgabe:

„Definieren Sie, was Innovation für Sie bedeutet und warum Sie genau diese Art der Innovation wollen. Alle Unternehmen denken und behaupten, Innovation wäre ihnen wichtig. Aber die Meisten haben keine unternehmensweite Definition festgelegt und jeder hat eine andere Vorstellung von dem, was Innovation ist und bedeutet.“

Laut Dr. Bettina von Stamm gibt es dabei nicht „die richtige“ Definition von Innovation, sondern jeweils im spezifischen Kontext der Organisation eine oder sogar mehrere:

„Wer versucht Innovation für sich zu definieren, wird feststellen, dass schnell eine ganze Innovationslandschaft daraus wird. Es ist wichtig zu wissen, wo, wie und warum in dieser Landschaft eine Innovation stattfinden soll, muss oder wird. Erfolgsfaktoren sind in jeder Organisation, jedem Unternehmen und für jede Art von Innovation unterschiedlich.“

Innovationskonzepte im Wandel

Der Überblick, den Dr. Bettina von Stamm über die Veränderungen des Innovationsbegriffs in den letzten 30 Jahren geben kann, ist bemerkenswert. Sie sagt, dass es jede Art der Innovation schon immer gab, nur eben nicht als bewusst gefördertes Konzept, sondern unbewusst, zufällig oder aus einer Notsituation heraus. Das Konzept des Innovationsmanagements drehte sich in den frühen Neunzigern zunächst nur um Produktinnovationen. Es ging lediglich darum, über Forschung und Entwicklung die eigenen Produkte besser zu machen. Seitdem hat sich vor allem die Weite bzw. die Perspektive des Konzepts von Innovation verändert. Als man immer weniger Möglichkeiten in der reinen Produktinnovation sah, folgte die Prozessinnovation. Kosteneffizientere Maschinen, vereinfachte Prozesse und intelligente Lagerhaltung wurden implementiert. Nachdem auch dieses Potenzial weitgehend ausgeschöpft schien, folgte die Serviceinnovation. Hier wurde am Ende der Verkaufsprozesses angesetzt und – modern ausgedrückt – die User Experience optimiert. In den frühen Zweitausendern kam dann die gezielte Geschäftsmodell Innovation dazu.

Damit war das Thema Innovation innerhalb der Unternehmen von der kleinsten Einheit, dem einzelnen Produkt, zur größtmöglichen Einheit, dem Geschäftsmodell geklettert. Jedoch sagt Dr. Bettina von Stamm dazu klar:

,,Eine Sache ist sicher: Die Veränderungen der Innovationskonzepte sind damit nicht vorbei. Es ist eine endlose Reise, bei der man nie weiß, was einen nach der nächsten Weggabelung erwartet.“

Wir bedanken uns sehr herzlich für das großartige Interview und freuen darauf gemeinsam herauszufinden, welche Konzepte der Innovation sich in Zukunft durchsetzen werden.